BachHEUTE: Lukas-Passion

Sonntag, 6. März 2016, 18 Uhr

Johann Sebastian Bach: Lukas-Passion (BWV deest)
Rekonstruktion - Erstaufführung

Rekonstruktion: Frank Vollers
Neuvertonung der Rezitative: Maximilian Schnaus

Ania Vegry, Sopran
Magdalene Harer, Sopran
Mareike Morr, Alt
Markus Schäfer, Tenor
Peter Kooij, Bass

Südstadt-Kantorei
Barockorchester l'Arco

Oliver Kluge, Leitung

Pauluskirche, Meterstr. 39
Eintrittskarten:
I: 25 €     II: 20 € / erm. 12 €     III: 7 € / erm. 5 €

Barockorchester l'Arco

Südstadt-Kantorei
Die Rekonstruktion der Lukas-Passion von Bach – ein Abenteuer

Bei der hier aufgeführten Lukas-Passion handelt es sich nicht um die schon seit langem als unecht erkannte Lukas-Passion BWV 246, sondern um die Erstaufführung einer Rekonstruktion des Hamburger Organisten und Musikwissenschaftlers Frank Vollers. Dieser hat den Versuch unternommen, mit Hilfe des auch von Bach selbst häufig verwendeten Parodieverfahrens eine Lukas-Passion wiederzugewinnen, auf die vermutlich im Nekrolog von C.Ph.E. Bach angespielt wird. Die nicht rekonstruierbaren Rezitative wurden dabei von Maximilian Schnaus, dem Hindemith-Preisträger des Jahres 2013, neu komponiert.

Auf eine Bach'sche Passion nach Lukas weisen folgende Quellen hin:

  • C.P.E.Bachs Aussage zu 5 Passionsmusiken (im Nekrolog auf den Vater)
  • die berechtigte Unterstellung einer systematischen Vertonung nach allen 4 Evangelisten in Leipzig
  • 2 Einzelstücke im Passions-Pasticcio nach Graun (um 1750), die von Bach stammen (Accomp. "So heb ich denn" und Coro "Der Gerechte"). Der Text "Der Gerechte" (Jesaja 57, 1-2) wurde immer nach der Passionsmusik musiziert, in der Regel als lat. Motette von Jacob Handl.
  • die zahlreichen Musikstücke in Reinschrift (Schrift-Duktus) in der Messe h-Moll und im 5. und 6. Teil des Weihnachtsoratoriums, die als Abschrift nach einer unbekannten Vorlage zu deuten sind. Diese sind also über das von Bach oft praktizierte Parodieverfahren in die Messe h-Moll und in das Weihnachtoratorium gelangt. Insbesondere der Eingangssatz der Messe h-Moll wäre aufgrund des Charakters, der Länge und seines musikalisch-ästhetischen Gehaltes eine Passionsmusik par exellence.

Von der Lukas-Passion ist kein Libretto erhalten. Das einzige Libretto zu einer Passionsmusik nach Lukas im Leipziger Umfeld ist eine anonyme Lukas-Passion. Sie liegt in einer Abschrift von J.S.Bach und C.P.E.Bach von ca. 1730 vor. Der Grund für diese von Bach Vater und Sohn angefertigte Kopie liegt im Dunkel. Aber sie dient als Grundlage der Rekonstruktion durch Frank Vollers.

Auch sämtliche Rezitative dieser Passion sind verschollen; sie wurden im Rahmen eines Kompositionsauftrages durch einen zeitgenössischen Komponisten, den Hindemith-Preisträger Maximilian Schnaus, neu vertont und der Musik Bachs gewissermaßen gegenübergestellt. In dieser Form handelt es sich um eine Erstaufführung, die in besonderer Weise die Musik Bachs in einen musikalisch-zeitgenössischen Kontext stellt.